Ulrich Roski - Man Kommt Viel Rum

„Was willst du werden, wenn du groß bist?", wird man oft gefragt als Kind
Die Meisten wollen ganz was and'res, als sie später dann mal sind
Viele würden gerne Astronaut und werden dann Friseur
Ich wollte stets zur Eisenbahn als Kartenkontrolleur
Meine Mutter rief entgeistert: „Junge, du bist wohl nicht ganz klug
Da kriegst du fürchterliches Rheuma, stehst ja dauernd nur im Zug!"
Mein Vater aber sprach: „Du hast sehr klug gewählt, mein Sohn
So fährst du immer sicher und kriegst außerdem Pension!"

Man hat ein schönes Leben
Und bleibt dabei nicht dumm
Braucht nirgendwo zu kleben
Denn man kommt ja viel rum

Nun hab' ich mir trotz allem einen and'ren Job gesucht
Dazu noch eine Agentur, die die Termine für mich bucht
Und eins ist nicht zu leugnen: Rum komm' ich wirklich viel
Mein Weg von Ulm nach Stuttgart führt mich sicher über Kiel
Nach elf Stunden auf der Autobahn, da schwor ich mir bereits:
Wer die Tourneen plant, den schlag' ich mal ans Frankfurter Kreuz
Wenn man sich auf der Kriechspur durch die Sattelschlepper zwängt
Dann wünscht man sich, es wär' so: Der Mensch denkt und Gott lenkt

Ich würd' ihm gern mein Steuer geben
Das fänd' ich gar nicht dumm
Da kann er was erleben
Denn er kommt ja viel rum

Erschwerend kommt hinzu, dass ich kein Freund von Karten bin
Ich verlass' mich lieber ganz auf meinen Orientierungssinn
Immer such' ich einen Schleichweg, leider führt der oft nicht weit
Und so kostet mich die Abkürzung meist doppelt soviel Zeit
Ich befrage die Bevölkerung und wende ziemlich viel
Und komm' kurz vor Konzertbeginn noch unverhofft ans Ziel
Natürlich kann jetzt keine Rede mehr von Abendessen sein
Ich pfeif' rasch noch ein Paar Würstchen an der Pommes-Frites-Bude ein

Man hat ein schönes Leben
Und bleibt dabei nicht dumm
Braucht nirgendwo zu kleben
Denn man kommt ja viel rum

Es gibt historische Hotels, in denen wohnt man wirklich gut
Da heißt es gleich: „In diesem Bett hat schon Napoleon geruht!"
Ich will den Jungs diese schicksalhafte Nacht ja nicht mißgönn'n
Aber seit damals hätt' man wenigstens die Wäsche wechseln könn'n
Im nächsten Gasthof riecht es wie in einem Raubtierhaus
Und im dritten schmeißt man mich von vornherein gleich wieder raus
Ich geh' zweifelhaften Tips in Zukunft nicht mehr auf den Leim
Und miete gleich die Fürstensuite im Obdachlosenheim

Das ist ein schönes Leben
Und man bleibt dabei nicht dumm
Braucht nirgends fest zu kleben
Denn man kommt ja viel rum

Im Flugzeug nehm' ich gerne die Gitarre auf den Schoß
Der Mann am Schalter aber meint, die Kiste sei dafür zu groß
Also muss sie in den Frachtraum, zu dem übrigen Gepäck
Und als wir später landen, ist die Gitarre weg
Man tröstet mich, das nächste Flugzeug würd' sie sicher bring'n
Doch wenn das ankommt, muss ich schon seit einer halben Stunde sing'n
So entdeck' ich häufig meine alte Schwäche für die Bahn
Und wenn dann der Herr Schaffner kommt, seh' ich ihn neidisch an:

Der hat ein schönes Leben
Und bleibt dabei nicht dumm
Braucht nirgends fest zu kleben
Denn er kommt ja viel rum