Ulrich Roski - Hoch Schlug Die Gischt

Kleines Mädchen, das des Morgens auf die Klippe eilt
Und das mit den Möwen dort die letzte Schrippe teilt
Du bist traurig, furchtbar traurig, man erkennt es am Gesicht
Und die Möwe, die dein Brot frisst, sie versteht dich nicht
Und du fragst den alten Albatros: „Warum?"
Doch für die Antwort ist der Vogel viel zu dumm

Hoch schlug die Gischt, es geschah am Kai
Wo-wo-wo-wo das weite Meer die letzte Woge bricht
Alles ging zu schnell, viel zu schnell vorbei
Und die Enttäuschung war so groß:
Das ist Seemannslos

Er hieß Jimmy, und er war der erste Steuermann
Bot ihr ohne Zögern gleich die ganze Heuer an
Er gab ihr Perlen, die er angeblich selbst erbeutet hat
Und ein Paar Schuh' aus Schlangen, die er selbst enthäutet hat
Und dann ging er auch noch flehend in die Knie
Sie nahm die Perlen und die Schuh', und er nahm sie

Hoch schlug die Gischt, es geschah am Kai
Wo-wo-wo-wo das weite Meer die letzte Woge bricht
Alles ging zu schnell, viel zu schnell vorbei
Es riss ihn fort aus ihrem Schoß:
Das ist Seemannslos

Darum Mädchen, schaut nicht hin, wenn ihr Matrosen seht
Weil die Matrosenliebe meistens in die Hose geht
Er verschwieg, dass er ein gelbes Girl in Kanton ließ
Und er verschwieg, dass er nicht Jimmy sondern Anton hieß
Sie hat geglaubt, sie hätt' die Perlen noch als Pfand
Und auch die Schuh', doch alles war nur schnöder Tand

Die Perlen war'n aus Glas, die Schlangenhaut war Skai
O-o-o-o, der ganze Müll war keinen Heller wert
Alles ging zu schnell, viel zu schnell vorbei
Und sie steht einsam dort am Kai und ist völlig seemannslos
Seemannslos