Ulrich Roski - Eber Eberhard

Am Trog steht Eber Eberhard und seufzet dann und wann
Weil er seit langer Zeit in Liebe schmachtet
Er schmachtet nach Krescenzia, der Sau von nebenan
Und hätt' sie gern vernascht, eh' man sie schlachtet
Ihr feurig-feuchter Blick entzündet seine Liebesbrunst
Wenn sie so schelmisch zwinkert und dabei so schweinisch grunzt
Gar zierlich ist ihr Schinken, ihr Eisbein ist es auch
Doch das Schnuck'ligste an ihr, das ist ihr süßer Hängebauch

Eberhard
Sei doch nicht so vernarrt
Du hast ein viel zu sonniges Gemüt
Und ahnst noch nichts davon, was dir im Leben alles blüht

Nie hat der Eber Eberhard an Konkurrenz gedacht
Doch sein Nachbar war ein ausgesproch'ner Streber
Er machte sich bei jedem Schwein beliebt bei Tag und Nacht
Und wurde bald im Stall der Obereber
In alle Angelegenheiten steckt er seinen Rüssel rein
Und bald gehört auch Zenzi diesem fetten Oberschwein
Doch Eberhard der guckte nur saudumm wie Schweinchen Schlau
Und raunzte resigniert: „Na denn ade, du süße Sau!"

Eberhard
Sei doch nicht so vernarrt
Du glaubst die süßen Sachen warten alle nur auf dich
Und dabei bist du nur ein armes Schwein, wie du und ich

Vor Kummer fraß sich Eberhard die Plauze voll und fett
Und blickte nur noch lustlos in die Runde
Bald kam dann auch der Schlächter und da ging's ihm an's Kotelett
Und auch für Zenzi schlug die letzte Stunde
Gemeinsam trifft im Schlachthaus sie der Hammer auf den Kopf
Und was sterblich ist an ihnen wandert in den gleichen Topf
Im Tode erst löscht Eberhard den großen Liebesdurst
Auf ewig sind sie nun vereint in einer Dauerwurst

Eberhard
Dein Beispiel ist apart
So Mancher hat in seinem ganzen Leben niemals Schwein
Doch das Schicksal setzt das Messer an und renkt das wieder ein