Ulrich Roski - Beschreibung Eines Kampfes

Heut ist der Tag der Corrida
Alles ist staubig und schwül
Und die Menge harrt gläubig und bieder
Doch es ist bald des Wartens zuviel

Da öffnet sich endlich die Pforte
Da öffnet sich endlich die Tür
Und es kommt auch wirklich jemand rein
Der ist ziemlich klein
Wer kann das wohl sein?
Und „Olé!" hört man alles schrei'n:
Sieh mal einer an, es ist der Stier!

Alle Frau'n jubeln: „Ach, ist der niedlich!"
Und die Männer schrei'n: „Kämpf, edles Rind!"
Doch der Stier ist im Grunde ganz friedlich
Und er spielt im Sand, scheu wie ein Kind

Da kommen schon die Männer mit den Stangen
Die sprengen auf den Gäulen in den Kreis
Und es scheint, sie woll'n den Stier zum Frühstück fangen
Doch sie schaffen's nicht, es ist ja viel zu heiß

Und ein Mann mit großen Ohren und mit Pickeln
Greift mit einem roten Tuch von hinten an
Und versucht, den Stier im Tuche einzuwickeln
Doch er scheint dazu noch nicht der richt'ge Mann

Das Volk ist aufs höchste gespannt
Und schwitzt vor sich hin wie gebannt
Da erscheint fröhlich und ölig der Matador
„Well, hey, hello boys and girls, hello
Nun schwenkt mal die Sombreros
Man nennt mich in ganz Mexiko
Den Schönsten der Toreros

Die Mutti hat mich rausgeputzt
Mit einer bunten Mütze
Ich hab' auch '8x4' benutzt
Damit ich nicht so schwitze"

Er grüßt die Menge selbstbewusst
Und dreht sich auf der Sohle
Er hebt den Arm und strafft die Brust
Dann brüllt er dröhnend: „Ole"

Dann streift er tapfer durch das Rund
Den wilden Stier zu suchen
Doch dieser sitzt im Sande und
Spielt "Backe-backe-Kuchen"

Nun geht er auf das Rindvieh zu
Und fragt es von der Seite:
„Wie spricht der Stier?" Der Stier sagt: „Muh!"
Da rast des Volkes Meute

Dann kommt ein müder Picador
Und wirft mit bunten Pieken
Trifft er den Stier, ruft alles „Tor!"
Der Stier fängt an zu quieken

Dann springt er auf in einem „Hui"
Der Kämpfer folgt ihm mutig
Packt ihn am Kragen und sagt: „Pfui!
Du machst mich ja ganz blutig"

Nun jagen sie sich Stück für Stück
Rund um die Kampfarena
Der Matador fällt bald zurück
Er ist ja auch viel kleena

Doch plötzlich holt er wieder auf
Der Stier scheint leicht verwundet
Der Matador im Dauerlauf
Hat ihn schon überrundet

Die Menge stöhnt und schwitzt und greint
Das liegt an diesem Sport wohl
Und ein besonders Matter meint:
„Ich wollt', ich wär' am Nordpol"

Dann springt er von der Etalage
Zwei Meter tiefer musser
Und unten fällt er auf den Mund
Da grölt die Menge: „Hussa!"

Und alle Frauen folgen nach
Woll'n den Torero haschen
Und wollen ihn oh'n Ungemach
Ganz öffentlich vernaschen

Ein spitzer Schrei, der Matador
Erlag jetzt den Hyänen
Dem Stier kommt alles spanisch vor
Er unterdrückt ein Gähnen

„So haltet ein, Ihr bringt ihn um!"
Ruft einer von den Sitzen
Dann rast er durch das Publikum
Den Matador zu schützen

Doch dieser lacht, nur noch im Hemd:
„Mensch, mach Dich nicht unmöglich!
Ach Kerl, bei meinem Temp'rament
Mach' ich das dreimal täglich"

Doch schließlich ist alles zu Ende
Man kann auch schon gar nichts mehr seh'n
Nur der Matador reibt sich die Hände
Und sagt: „Ach, war das Fest wieder schön!"