Ulrich Roski - Beppo Boppel

Man kennt schon viele der erbaulichsten Geschichten
Vom Sportler wie er ist und wie er sein soll
Doch eine kannte man bisher mitnichten
Und zwar die von Beppo Boppel aus Bad Boll

Schon als sechs Wochen altes Baby konnt' er laufen
Und mit zwei Monaten da schwamm er wie ein Fisch
Gleichzeitig fing er an zu boxen und zu raufen
Und sprang ohne Anlauf auf den Küchentisch

Solche Schwierigkeiten hat er leicht gemeistert
Doch irgendwie war er im Kopf wohl nicht ganz dicht
Von seiner Körperkraft war jedermann begeistert
Doch sprechen lernte Beppo beispielsweise nicht

Er kam beim Abzählreim stets nur bis "Lirum Larum"
Löffelstiel war ihm schon viel zu kompliziert
Die meisten Kinder mieden Beppo, und zwar darum
Weil er die Regeln ihrer Spiele nicht kapiert'

Er steckt beim Eierlauf den Löffel in die Nase
Setzt sich beim Kuchenbacken mitten in den Topf
Bei "Hänschen piepe mal" gerät er in Extase
Und zieht beim Sackhüpfen den Beutel übern Kopf

Beppo, Beppo, niemand weiß wie das noch enden soll
Beppo Boppel bleibe brav und bieder in Bad Boll!

Der größte war er dafür in der Sportarena
Da lief und sprang er wirklich wie ein junger Gott
Und da entdeckt' ihn eines Tages auch ein Trainer
Der sprach zu Beppos Vater ohne Spott:

„Mein Lieber, wenn ihr Sohn im Kopf nicht so ganz hell is'
Ist er doch grade der geborene Athlet!"
Der Vater stöhnte: „Das wird niemals was Reelles
Weil Beppo doch die Wettkampfregeln nie versteht."

Doch dieser Typ wollt' Beppo unbedingt verschleppen
Und meint: „Das ist doch nun gewiss kein Hind'rungsgrund
Fußball verstehen schließlich auch die größten Deppen
Denken muss er bloß an eins: der Ball ist rund"

Beppo hatte wirklich Zunder in den Zehen
Er schnappte sich den Ball und preschte vor
Des Gegners Abwehr ließ er äußerst alt aussehen
Und stand plötzlich ganz alleine vor dem Tor

Und das Publikum das bot ihm grölend Beistand
Schrie: „Beppo schieb ihn rein und drück ihn flach!"
Doch er trat gar nicht zu obwohl er völlig frei stand
Ging drohend auf den Torwart zu und brüllte: „Schach!"

Beppo, Beppo, niemand weiß wie das noch enden soll
Beppo Boppel bleibe brav und bieder in Bad Boll!

„Na", meint der Trainer, „Dann wird Beppo eben Sprinter
Bei dem Talent bau' ich ihn sicher ganz groß auf
Ich geb' ihm sieben Tage Zeit und dann gewinnt er
Mit Sicherheit den ersten Hundertmeterlauf!"

Er hieb Beppo auf die Schulter und er lachte:
„Na wird schon klappen, leichter kann's doch gar nicht sein!"
Doch als für Beppo dann der Startschuss krachte
Rief er voll Angst: „Ich war es nicht!" und grub sich ein

Mit Stabhochsprung probiert' er es dann weiter
Und da trieb er's wieder ausgesprochen bunt
Er sprang so hoch und so geschmeidig wie kein Zweiter
Doch oben nahm er dann die Latte in den Mund

Beppos Trainer wurde langsam immer blasser
Denn so hat er sich die Sache nicht gedacht
So entschied er: „Beppo komm, wir geh'n ins Wasser
Schwimmen kannst du doch. Das wäre doch gelacht!

Und bitte lass mich bloß nicht wieder Hängen
Kraulen ist doch schließlich was, was jeder kann!"
Beppo führte auch bereits mit sieben Längen
Doch auf der Schlussbahn machte er dann "Toter Mann"

Beppo, Beppo, niemand weiß wie das noch enden soll
Beppo Boppel bleibe brav und bieder in Bad Boll!

Auch den Slalomfahrern war er lieb und teuer
Denn Beppo walzte alle Tore einfach platt
Und im Viererbob riet er dem Mann am Steuer:
„Du, fahr vorsichtig, ich glaub' hier ist es glatt!"

Selbst beim Speerwurf gibt es turbulente Szenen
Weil Beppo immer nach den Konkurrenten sticht
Trotz Alledem gehört der Beppo heut zu denen
Über die man in der Fachwelt Gutes spricht

Er blieb im Sport nicht länger der Aktive
Denn all' die Regeln war'n für seien Kopf zu schwer
Darum verlegt er sich aufs Repräsentative
Und wird heute hochgeschätzt als Funktionär